Freitag, 20. September 2019
Träumen Milchkühe vom Golfspielen?
Die Schule, in die ich kam, war ein großer Gebäudekomplex, der ehemals als Lazarett gedient hatte. An den Außenwänden waren immer noch die Farbreste der großen Rotkreuz-Symbole zu sehen. Als ich in der fünften Klasse war und mein Klassenlehrer Unterricht gab, kam einmal die Sprache auf die Philosophie. Herr K. war schon alt, hatte einen Buckel und auch auf seinem Gesicht spiegelten sich die menschlichen Katastrophen des zwanzigsten Jahrhunderts wider. Seine brüchige Stimme teilte etwas von seiner inneren Stimmungslage mit, die man ungefähr wohl mit trostlos enttäuscht sein bezeichnen konnte. Er hatte die Angewohnheit, im Mittelgang zwischen den Schülerschreibtischen auf und ab zu gehen, während er uns etwas vortrug. Über Platon erzählte Herr K., dass dieser nichts taugen würde, dass aber Aristoteles ein großer Philosoph gewesen sei. Ich habe diese Unterrichtsszene nie vergessen. Er hatte es mit vollem Ernst so vorgetragen.

Doch daran sollte kein Wort wahr sein - es war nämlich genau umgekehrt, wie ich dann später feststellte. Man braucht sich nur anzusehen, was Aristoteles über die Seele geschrieben hat, dann weiß man, dass er sehr weit entfernt von der

p h i l o s o p h i s c h e n W a h r h e i t s e r k e n n t n i s

gewesen ist. So weit weg wie eine Milchkuh davon entfernt ist, jemals vom Golfspielen träumen zu können.

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