Dienstag, 8. September 2015
„Unter dem Pflaster liegt der Strand“ (Dessous les pavés c’est la plage)
Unter dem Pflaster liegt der Strand ist ein schöner Spruch. Es ist ein wunderbarer Spruch. Es ist ein visionärer Satz. Er war in großen Buchstaben auf Hauswände in Paris geschrieben. Das war im Jahr 1968. Die achtundsechziger Revolution in Frankreich hatte ihn hervorgebracht.

Medienberichte zum Thema beginnen oft mit den Worten: Sex, Drugs und Rock 'n Roll und betonen die häßlichen Seiten und Vorkommnisse in den Tagen der Revolution. Es war jedoch eine Aufbruchstimmung der Jugend vorhanden, die mit den veralteten, überkommenen Werten der Kriegsgeneration nichts mehr zu tun haben wollte. Es gab neue Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens, Wertewandel und auch eine Neubesinnung in philosophischer und spiritueller Hinsicht. Genau dies waren die Hauptpunkte jenes gesellschaftlichen Aufbruchs der jungen Generation.

Um mitzuhalten musste man natürlich auch den Platon kennen und gelesen haben. Am Beginn als ich Platontexte gelesen hatte habe ich nichts verstanden. Rein gar nichts. Die Schleiermannsche Übersetzung ist nicht so leicht. Man muss eine Idee bekommen worum es in Platons Philosophie letztlich geht. Erst dann kann man die Texte mit großem Vernügen und tiefem Verständnis lesen.

In Platons siebten Brief steht: „Es gibt von mir keine Schrift darüber, worum es mir letzten Endes geht. Es ist auch nicht aussprechbar, ... " Nun, Platon hat keinen Text verfasst der erklärt was in philosophischem Bemühen eigentlich angestrebt wird, was das letztendliche Ziel ist, da er davon ausging, dass nur sehr wenige überhaupt begreifen würden um was es sich handelt. So ensteht dort ein Geheimnis, etwas Unaussprechbares und Ungesagtes, das jedoch in defensiver Weise immer durch seine Texte hindurchscheint.

Um einen Vergleich zu machen damit diese Sache besser verstanden werden kann: Wenn Sie im Erdgeschoss eines Hauses stehen und Ihnen gesagt wird im ersten Stock werden Sie das Gute, das Schöne und das Gerechte sehen, dann werden Sie ahnungslos sein, was Sie im ersten Stock wirklich vorfinden werden. Man muss erst Stufe für Stufe hinaufsteigen um dann auf höherer Ebene sehen zu können. Begleitet werden muss man von Interesse und ehrlichem Bemühen. Eine Stufe besteht daraus Worte zu definieren.
In der zeitgenössischen philosophischen Wissenschaft sagt man, dass verschiedenene Platontexte mit einer Aporie enden. Was also die Unmöglichkeit bedeutet eine philosophische Frage zu lösen da Widersprüche vorhanden sind.

Die Platontexte sind aber nur Anreiz dazu sich selbst korrekte Definitionen zu erarbeiten. Heute hat man es jedoch leicht, da es genügend Nachschlagewerke gibt, denen man gute Definitionen entnehmen kann.

Ehrlichkeit und Integrität sind weitere Voraussetzungen um auf die höhere Ebene des Verstehens zu gelangen. Aristoteles, obwohl er siebzehn Jahre Schüler in Platons Akademie war, ist an diesen Punkten gescheitert, da er an einer eigenen Lehre gearbeitet hat. Er hat das Ziel der Akademie nicht erreichen können. Seine Lehre, der Geist besteht nur aus Hauch und Atem, ist nicht richtig.

Ziemliche Berühmtheit hat ein Satz Platons erreicht der in gewisser Weise einen Schlüssel darstellt um hinter das unaussprechbare,
ungeschriebene Geheimnis zu kommen, das in Platons Philosophie verborgen ist: "Der Körper ist das „Gefäß“, die „Wohnstatt“ der Seele, aber auch negativ ausgedrückt ihr „Grab“ oder „Gefängnis“.

Wenn man diesen Satz umwendet und umwendet und darüber nachdenkt, ihn zersägt, ihn in Stücke haut, ihn in Späne zerfeilt und mit ihm sonstwas anstellt, dann kommt man vielleicht zu der Frage wie jemand überhaupt darauf kommt zu behaupten, dass der Körper ein Gefängnis ist. Auf welche Weise kommt Platon dazu zu behaupten beim Körper handele es sich um ein Gefängnis?

Um dies behaupten zu können, muss diese Behauptung dann nicht sich auch auf eine Erfahrung gründen, die bestätigt, dass es sich um ein Gefängnis handelt? Muss diese Erfahrung nicht damit zu tun haben, was passiert wenn man nicht mehr in diesem Gefängnis sitzt? Eine Erfahrung des Befreitseins aus dem Gefängnis?

"Unter dem Pflaster liegt der Strand" (Dessous les pavés c'est la plage)

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