Donnerstag, 10. März 2016
Nadja Tolokonnikowa/Pussy Riot
Hier ist ein sehr schöner bezaubernder Text aus Tolokonnikowas neu herausgekommenem Buch über die Aktions-Künstler-Gruppe Pussy-Riot: Anleitung für eine Revolution, Verlag: Hanser/Berlin. Es sind Worte aus Tolokonnikowas Schlußerklärung im Pussy-Riot-Prozess vom 8. April 2012:

"Mit jedem Tag glauben uns mehr Menschen und finden,dass unser Platz in Freiheit ist und nicht hinter Gittern. Wir sind allen Menschen dankbar, die sich in Freiheit für uns einsetzen. (...)

Ich bin fasziniert, dass die Wahrheit tatsächlich über die Lüge siegt. Und obwohl wir physisch eingesperrt sind, sind wir freier als all die Menschen, die uns gegenüber auf der Seite der Anklage sitzen. Wir können alles sagen, was wir wollen, und wir sagen alles, was wir wollen. Doch die Menschen uns gegenüber sagen nur das, was die politische Zensur erlaubt. (...) Ihre Lippen sind zugenäht. Leider sind sie bloß Marionetten. (...)

Statisches Denken und Wahrheitssuche sind immer Gegensätze, und gegenwärtig sehen wir in diesem Prozess auf der einen Seite die, die versuchen, die Wahrheit zu finden, und auf der anderen die, die versuchen, Erstere an der Suche nach Wahrheit zu hindern. Der Mensch ist ein Wesen, das sich ständig irrt und niemals perfekt ist. Es sucht nach Weisheit und kann sie nicht besitzen; deshalb ist die Philosophie entstanden, und deshalb ist der Philosoph jemand, der die Weiskeit liebt und nach ihr strebt, sie aber niemals besitzt. Das ist es, was ihn zum Handeln, zum Denken und Leben zwingt." (Zitatende)

Die Aussage im vorletzten Satz: ' ... sie aber niemals besitzt.', ist nebenbei gesagt obsolet.

' Ich bin fasziniert, dass die Wahrheit tatsächlich über die Lüge siegt.': Dies entspricht absolut dem was real geschieht und man könnte daraus wirklich ein Gesetz im Rang physikalischer Art formulieren.

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Zum Unwort des Jahres
Das Wort, das 2015 von der Presse zum Unwort des Jahres gekürt wurde lautete: Lügenpresse.

Wenn jemand das letzte Wort hat, dann fühlt er sich ganz wunderbar im Recht und dies ist meist dann sogar wie ein Triumpf für ihn. Um nun dem Vorwurf der Lüge zu entgehen, hat die Presse das Mittel des letzten Wortes verwendet und mit der Wahl zum Unwort des Jahres den Vorwurf: Lügenpresse, gekontert und damit war für sie das Thema erledigt.

Getroffene Hunde bellen, so sagt man. Und die Presse wurde getroffen. Das zeigt sich darin, dass sie das Wort Lügenpresse zum Unwort des Jahres gewählt haben.

Und doch ist es wahr. Presse und Medien lügen. In hetzerischen Artikeln versuchen die, ohne jegliches wirkliches Wissen, noch nicht einmal mit echten Argumenten, sondern mit herabsetzenden und entwertenden Behauptungen, andere Meinungen als den politischen, philosopischen, psychologischen und religiösen Mainstream, zu nichte zu machen.

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