Samstag, 20. Juni 2015
Diotima über den Eros
In einem Text über Platons Symposion (Das Gastmahl), der den Titel: Wer ist Diotima? hat, wird gesagt, dass schon die Einleitung unklar wäre, aber der Haupttext in seinem gedanklichen Zusammenhang noch unklarer ist und dass sich Platon-Kenner darüber weitestgehend einig wären, dass die Unklarheit also sehr groß ist.

Die Bezeichnung: Platon-Kenner vermittelt irgendwie auch den Eindruck es handele sich um Philosophie-Interessierte, die Platons Philosophie tatsächlich verstehen würden. Jedoch, da der Text unklar für jene erwähnten Platon-Kenner ist, müßte man sie ja eigentlich Platon-Kenner-Nichtversteher nennen.

Über Diotima, eine Frau aus Mantinea (Mantineia, heute Mandinia, liegt auf dem Peloponnes [Insel des Pelops], Halbinsel im Süden des griechischen Festlands. Mandinia liegt östlich von Olympia und nördlich von Sparta), die über das wahre Wesen des Eros aufklärt, fragen sich die Platon-Kenner-Nichtversteher ob Sokrates, der natürlich beim Gastmahl zugegen ist, zu einem Fürsprecher einer ausgesprochen femininen Philosophie wird.

Ja wirklich, diese ganz abwegige Frage stellen sie sich. Das ist eine Frage, die so weit Weg vom Hauptthema des Symposions und Diotimas Rede ist, wie die nächste Galaxie von der Milchstaße entfernt ist - ungehheure Mengen von Lichtjahren entfernt! (Andromeda-Galaxie 2,5 Millionen Lichtjahre weit weg) Vielleicht aber möchte der Autor des Aufsatzes: Wer ist Diotima? auch nur Platons Symposion herabwerten indem er diese lächerliche Fragestellung aufwirft, wer weis.

Auch stellt der Autor des Aufsatzes: Wer ist Diotima? die Frage ob man bis heute etwa Ironiesignale verkannt hätte. Ob dies so ist spielt absolut keine Rolle und hat mit dem Verstehen des Symposiontextes nicht das geringste zu tun.

Auch wird angedacht, das es Widersprüche in der Diotima-Rede über den Eros gäbe. Die gibt es nicht. Nur diejenigen die den Text überhaupt nicht begreifen sehen in ihm zwangsläufig Widersprüche!

Der Text des Symposions ist von Platon sehr klug konstruiert und in Szene gesetzt worden. Denn, wenn es um Eros geht, um Erotik, dann kann man davon ausgehen, dass dieses Thema für jeden von besonderem Interesse ist. Der Weg über Eros, um die Philosophie und die philosophischen Stufen und Ziele populär zu machen, für sie zu werben und den philosophischen Weg zu erklären ist schon genial.

Man könnte jetzt noch jedes beliebige Argument hernehmen, es auseinanderpuzzeln und zeigen, dass von Widersprüchen überhaupt nichts bleibt. Aber das wird wohl die Geduld des Lesers hier überstrapazieren.

Thales von Milet, eine Figur in Plutarchs Gastmahl:

"Nicht die vielen Worte verraten kluges Urteil.
Such ein Weises,
wähl ein Gutes.
Sonst wirst du nur wüstredende Zungen der Schwätzer lockern."

Kurz nur: Was man bei Wikipedia an Text über Platons Symposion auch vorfindet ist: Der Kern der philosophischen Erkenntnislehre ist eine transzendente Erfahrung, die plötzlich eintritt. Sie ist nicht willentlich herbeizuführen sondern man erlebt sie nachdem man die philosophischen Erkenntnisstufen durchlaufen hat.

Sonstiges: Platons Symposion gehört zur Weltliteratur.

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