Dienstag, 2. Juni 2015
Kommentar zu Platons Phaidon
Seit vor zweitausendfünfhundert Jahren Platons Text: Phaidon, existierte, hat es viele Gelehrte gegeben, die auch in der Geschichte der Philosophie aufgeführt sind, die den Text gelesen hatten und ihn vollkommen missverstanden haben. Aufgrund ihrer Missverständnisse haben sie den Text auf die eine oder andere Weise kritisiert.

Zu beachten ist nämlich das Folgende: Platon hat seine philosophische Lehre nicht schriftlich niedergelegt sondern sie nur sehr fortgeschrittenen Akademieschülern mündlich mitgeteilt. Was an Schriften auch heute noch vorliegt, war Material, das das Interesse anfachen sollte. Wer es kritisiert hat wurde erst gar nicht in der Akademie aufgenommen.

Die Gründe dafür, dass es keine schriftlich niedergelegte Lehre geben konnte, waren politische und religiöse u. a. und der Grund, dass die breite Öffentlichkeit nichts von den höheren Erkenntnisstufen verstehen konnte.

Die letztendlichen Erkenntnisse waren nicht durch Mitteilung oder Nachdenken zu erreichen sondern lagen allein im Bereich der Erfahrung.

Jeder, der nicht auf dem Erkenntnisweg vorangeschritten ist, war außerstande zu wissen worum es sich bei den letztendlichen Erkenntnissen handelte.

Die schweizer Philologin Christina Schefer hat in ihrem Buch: Platons unsagbare Erfahrung (Untertitel: Ein anderer Zugang zu Platon), das 2005 herausgegeben worden ist, zu Beginn geschrieben, dass auch sie in ihrem Buch Platons unsagbare Erfahrung nicht beschreiben wird. Am Ende aber heißt es, es würde sich um eine religiöse, ihrer Natur nach unsagbare Erfahrung des Gottes Apollon handeln.

Nun, ich kann Ihnen versichern: Es ist nicht die Erfahrung eines Gottes namens Apollon!

Es ist auch so, dass jene Erfahrung durchaus mitzuteilen wäre. Nur liegen jene Erkenntnisse auf einer so hohen Ebene, dass niemand der ein philosophisches Leben geführt hat dies je mitteilen würde noch schriftlich niederlegen wollte.

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